Am 1. Oktober 2025 ist das Freihandelsabkommen zwischen Indien und den EFTA-Staaten Norwegen, Island, Liechtenstein und der Schweiz (abgekürzt TEPA) in Kraft getreten. Dieses Abkommen markiert einen wichtigen Schritt für Schweizer Exporteure in einen wachstumsstarken, aber bislang stark protektionistisch geprägten Markt.
Indien senkt im Rahmen von TEPA seine hohen Importzölle schrittweise über die nächsten zehn Jahre für schweizerische Ursprungswaren (Ausnahme: Agrarsektor). Die Zollreduktion oder Zollbefreiung betrifft über 95% der Industrieprodukte. Für Schweizer Unternehmen in den exportstarken Branchen – insbesondere Maschinenbau, Uhren, Chemie, Pharma und Medizintechnik – eröffnet TEPA damit spürbare Kostenvorteile und einen erleichterten Marktzugang.
Die Nutzung der tieferen Präferenzzollansätze setzt jedoch die Einhaltung der detaillierten Ursprungsregeln (oftmals auf 6-stelliger HS-Stufe) und der Direktbeförderung voraus.
Als Ursprungsnachweise dienen entweder die Ursprungserklärung eines schweizerischen ermächtigten Ausführers (mit elektronischer Signatur) oder die Warenverkehrsbescheinigung EUR.1. Transite über Drittstaaten (z. B. die EU) sind möglich, sofern die Ware unter zollamtlicher Überwachung bleibt.
Nachfolgend ein Beispiel der Zolleinsparungen für in der Schweiz hergestellte Uhren, welche die Ursprungsregeln von TEPA erfüllen und mit entsprechendem präferenziellen Ursprungsnachweis nach Indien geliefert werden.
Uhren der HS-Codes 9101 und 9102
Zollabbau der Kategorie E7, d. h. jährliche Reduktion über 7 Jahre, Start mit Inkrafttreten TEPA
MFN-Ansatz 20% zzgl. Social Welfare Surcharge (SWS) von 2% = Basistarif 22%
Jahr 1 (Okt. 2025) |
Jahr 2 (Jan. 2026) |
Jahr 3 (Jan. 2027) |
Jahr 4 (Jan. 2028) |
Jahr 5 (Jan. 2029 |
Jahr 6 (Jan. 2030) |
Jahr 7 (Jan. 2031) |
18.9% |
15.71% |
12.57% |
9.43% |
6.29% |
3.14% |
0% |
Da der erste Abbauschritt in Jahr 1 mit dem Datum des Inkrafttretens (Oktober 2025) eintritt und der nächste Abbauschritt im Jahr 2 bereits drei Monate später auf den 1. Januar 2026 greift, können die Unternehmen innerhalb kurzer Zeit von Zolleinsparungen von über 6% profitieren.
Gewisse Unsicherheiten für die reibungslose Präferenzinanspruchnahme bieten die sogenannten «Customs Administration Rules of Origin under Trade Agreements (CAROTAR)». Diese speziellen Importregeln, die Indien im Jahr 2020 eingeführt hat, verlangen vom indischen Importeur, den Ursprung der importierten Ware mit zusätzlichen Informationen zu belegen. Für Schweizer Exporteure bedeutet das: Ohne nahtlosen Informationsfluss zum indischen Importeur drohen Verzögerungen, die Verweigerung der Präferenz oder gar Sanktionen nach indischem Zollrecht. Frühzeitige Abstimmung und standardisierte Ursprungsdokumentation sind daher erfolgskritisch.
Nähere Informationen zu CAROTAR finden Sie in unserem Flyer (in Englisch).
Neben Zöllen prägen in Indien nichttarifäre Massnahmen den Marktzugang. Produktspezifische Sicherheits- und Qualitätsanforderungen, etwa die BIS-Zertifizierung für verschiedene Warengruppen, sowie sanitäre und phytosanitäre Auflagen können zusätzliche Prüf- und Zulassungsschritte erforderlich machen. Hinzu kommen mengenmässige Kontingente (TRQs) oder nicht-automatische Einfuhrgenehmigungen für sensible Güter wie IT-Hardware. Schweizer Unternehmen sollten regulatorische Fit-Gaps früh identifizieren, Prüfpläne und Werksinspektionen einplanen und bei Bedarf Produkte an indische Normen anpassen, um Time-to-Market und Compliance-Risiken zu steuern.
Zudem ist Indien ein komplexes Land mit grossen regionalen Unterschieden, die in der künftigen Abwicklung ebenfalls berücksichtigt werden müssen.
TEPA verschafft Exporteuren von Schweizer Ursprungswaren einen substanziellen Kostenvorteil in einem dynamischen Zielmarkt gegenüber der europäischen Konkurrenz (da die EU bislang noch nicht über ein Freihandelsabkommen mit Indien verfügt). Dies gilt es jedoch durch adäquate Ursprungskalkulationen, belastbare Dokumentation für CAROTAR, eine TEPA-konforme Supply Chain und das proaktive Management nichttarifärer Marktzugangshürden rechtssicher zu gestalten. Wer diese Hausaufgaben frühzeitig erledigt, kann vom Zollabbau in Indien profitieren und die wachsenden Handelsströme nachhaltig für sich nutzen.
Hier finden Sie die Präsentation aus unserer TEPA-Webinar-Serie von August 2025 (in Englisch).