Die Firma für die Zukunft rüsten

Nachhaltigkeits-berichterstattung als Chance sehen

Forest
  • Issue
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  • 23/04/24

Seit vergangenem Jahr stehen EU-Unternehmen in der Pflicht, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen auszuweisen. Das Rapportieren dieser «nicht finanziellen Kennzahlen» sorgt in der Praxis auch für Kopfzerbrechen. Wie Unternehmen den geltenden Regularien genügen können – und warum auch Schweizer Firmen direkt davon betroffen sind – fragte «Fokus» bei einem Experten nach.

Dieses Interview mit Ralf Hofstetter erschien am 6.4.2024 im Tages Anzeiger. Hier finden Sie den Originalartikel.

Ralf Hofstetter

Ralf Hofstetter

Partner, Sustainability Assurance, PwC Switzerland

Herr Hofstetter, ab diesem Jahr stehen die ersten börsenkotierten EU-Unternehmen in der Pflicht, ihre nicht-finanziellen Kennzahlen auszuweisen. Warum ist das der Fall?

Der Grund hierfür liegt in der «Corporate Sustainability Reporting Directive» (CSRD). Dabei handelt es sich um ein komplexes Regelwerk, welches die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen vorgibt. Die CSRD trat bereits 2023 in Kraft und wurde nun per 2024 EU-weit eingeführt. Die Regulierung gibt vor, welche Informationen Organisationen zu den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) auf Betriebsebene offenlegen müssen. Das Ganze ist ein essenzieller Aspekt des Gesetzespakets zur Umsetzung des «Green Deal», der den europäischen Wirtschaftsstandort nachhaltiger gestalten will.

Wo liegen die konkreten Vorteile dieser Regulierung?

Die zentrale Absicht besteht darin, Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen und damit die Qualität der ESG-bezogenen Informationen zu erhöhen. Man könnte auch überspitzt festhalten, dass damit dem «Green Washing» Einhalt geboten wird. Durch die neuen und strengeren Reportingpflichten werden Stakeholder in die Lage versetzt, gute Leistungen in Sachen Nachhaltigkeit zu identifizieren, die dann mittels Investitionen oder anderen Förderungen begünstigt werden können. Dies ist besonders relevant für Investorinnen und Investoren, die ihrerseits bezüglich nachhaltiger Investitionen unter erhöhtem Offenlegungsdruck stehen. So schliesst sich quasi der «grüne Kreis».

Schweizer Firmen werden ebenfalls deutlich von der CSRD tangiert. Jede Organisation, die Produkte in regulierte EU-Märkte exportiert oder Tochtergesellschaften in EU-Ländern unterhält, muss den CSRD-Anforderungen genügen.

Ralf HofstetterDirector, Sustainability Assurance, PwC Switzerland

Inwiefern sind Schweizer Unternehmen von dieser Veränderung betroffen?

Schweizer Firmen werden ebenfalls deutlich von der CSRD tangiert. Jede Organisation, die zum Beispiel Produkte in regulierte EU-Märkte exportiert oder Tochtergesellschaften in EU-Ländern unterhält, muss den CSRD-Anforderungen genügen. Und dies beschränkt sich nicht ausschliesslich auf Grosskonzerne: Da fast jedes Schweizer KMU als Lieferant oder Produzent Teil einer grösseren Wertschöpfungs- und Lieferkette ist, die früher oder später in regulierten EU-Raum führt, werden die Auftraggeber bei all diesen Betrieben nach den entsprechenden Kennzahlen nachfragen. Wer dann nicht liefern kann, steht potenziell in der Gefahr, Aufträge zu verlieren. Dies wäre sicherlich der Worst-Case, darf als mögliches Szenario aber keineswegs unterschätzt werden. Und auch in der Schweiz selbst bahnen sich Veränderungen an: Der Bundesrat geht davon aus, dass die Schweizer Richtlinien angepasst werden müssen, da die hiesige Wirtschaft so eng mit der EU verflochten ist. Daher plant die Landesregierung per Juni 2024 eine Vernehmlassungsvorlage auszuarbeiten, die die europäischen Entwicklungen mitberücksichtigt. Welche konkreten Veränderungen dies mit sich bringen wird, werden wir also schon bald sehen.

Wie ergeht es den Unternehmen, die sich bereits mit den neuen Reportingpflichten auseinandersetzen müssen?

Genau dieser Frage sind wir mit unserer PwC-Studie «Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) 2023 – eine Analyse» nachgegangen. Diese beleuchtet den Stand der CSRD-Umsetzung in der Schweiz, Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Die Ergebnisse belegen, dass die neuen Richtlinien zur nicht-finanziellen Berichterstattung bereits Wirkung zeigen und die Mehrheit der befragten Unternehmen schon CSRD-bezogene Zielvorgaben, Meilensteine und Richtwerte implementiert haben. Die Kehrseite dieser Medaille: Zwei Drittel der befragten Unternehmen empfinden die technische Komplexität der CSRD-Umsetzung als herausfordernd. Das überrascht nicht, schliesslich können diese neuen Reportingpflichten je nach Branche und Organisation disruptiv für die bestehenden Prozesse sein und wichtige Ressourcen blockieren. Darum haben bereits 85 Prozent der Unternehmen angegeben, dass sie bei der CSRD-Implementierung auf externe Unterstützung setzen oder künftig setzen werden. Genau dabei können wir von PwC Schweiz unterstützen.

Wie kann diese Unterstützung aussehen?

Das Erarbeiten und Berichten von Kennzahlen ist seit jeher die Essenz unserer Expertise und bildet den Kern des PwC-Dienstleistungsspektrums. Dieses Know-how sowie unsere enorme Erfahrung können wir optimal in das CSRD-Reporting einbringen. Konkret unterstützen wir Firmen also dabei, ihre ESG-bezogenen Kennzahlen zu sammeln, korrekt aufzubereiten und auf die passende Weise zu publizieren, damit sämtliche Stakeholder orientiert werden. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass unsere Kundenunternehmen konform sind zu den neuen Regularien. Dabei achten wir insbesondere darauf, dass die Reportings die benötigte Maturität aufweisen, sprich, dass sie einen nachvollziehbaren und transparenten Einblick in die getroffenen Massnahmen ermöglichen.

Wie gleisen Sie eine solche Zusammenarbeit konkret auf?

Nach einer ersten Auslegeordnung steht für uns als erster Programmpunkt die Frage im Zentrum, welche Pflichten und Regulationen eigentlich auf das jeweilige Unternehmen anwendbar sind. Denn je nach operativer Tätigkeit und Branche müssen gewisse Berichterstattungspflichten angewendet werden, andere hingegen nicht. Das ist der Dreh- und Angelpunkt: Welche Kennzahlen sind für ein spezifisches Unternehmen wirklich essenziell? Diese Analyse hilft uns dabei, die ideale Journey eines Unternehmens zu bestimmen, von der Definition der Datenpunkte bis hin zum Erreichen und Ausweisen der KPI (Key Performance Indicators). Wir unterstützen unsere Kundschaft über diese gesamte ESG Transformation hinweg und stehen als Knowledge-Hub und Sparringpartner zur Seite. Ferner beraten wir auch bei der Wahl der passenden technischen Lösungen, die ein besseres und langfristig konsistentes Reporting gewährleisten. Am Ende dieser Reise steht ein Nachhaltigkeitsbericht, der sämtlichen geltenden Anforderungen entspricht. Das Unternehmen wiederum wird dank der Umsetzung der definierten Punkte vorbereitet sein für künftige Entwicklungen.

Apropos künftige Entwicklungen: Welche Veränderungen sehen Sie in diesem Feld auf Schweizer Unternehmen zukommen?

Der Beleg der Nachhaltigkeitsbemühungen war lange Zeit vor allem ein Marketingtool. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung macht dies nun zu einer wesentlichen Unternehmensaufgabe, die direkte Konsequenzen für den Betrieb hat. Darum werden wir meines Erachtens künftig die finanziellen und nicht finanziellen-Eckpunkte im gleichen Geschäftsbericht zusammengefasst finden. Das Thema wird immer mehr Maturität sowie Relevanz erlangen, was es für Unternehmen unabdingbar macht, Kontrollsysteme einzuführen, die eine zielgerichtete und risikoorientierte Implementierung sicherstellen. Die Prüfungsanforderungen werden ebenfalls steigen und die Restriktionen bei Nicht-Einhaltung oder Nicht-Erreichung der vorgegebenen KPI werden zunehmen. Dies erhöht den Druck auf die Firmen, die in Zugzwang geraten. Darum werden wir von PwC Schweiz in diesem Segment vermehrt unterstützend tätig sein. Ein spannendes Tool, welches wir Firmen schon heute zur Verfügung stellen, ist unser «Swiss Sustainability Reporting Advisor», den man auf unserer Website findet. Durch die Beantwortung ausgewählter Fragen erhält man bereits aufschlussreiche Informationen darüber, welche Regularien für den eigenen Betrieb wesentlich sein könnten. Natürlich sind auch wir gespannt, welche neuen Anforderungen der Bund im Juni 2024 beschliesst – und wie sich dies auf die Anforderungen der jeweiligen Schweizer Unternehmen auswirken wird. 

Finden Sie heraus, ob und inwieweit Ihr Unternehmen von nicht-finanziellen Berichterstattungspflichten betroffen ist

Swiss Sustainability Reporting Advisor

Apropos künftige Entwicklungen: Welche Veränderungen sehen Sie in diesem Feld auf Schweizer Unternehmen zukommen?

Der Beleg der Nachhaltigkeitsbemühungen war lange Zeit vor allem ein Marketingtool. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung macht dies nun zu einer wesentlichen Unternehmensaufgabe, die direkte Konsequenzen für den Betrieb hat. Darum werden wir meines Erachtens künftig die finanziellen und nicht finanziellen-Eckpunkte im gleichen Geschäftsbericht zusammengefasst finden. Das Thema wird immer mehr Maturität sowie Relevanz erlangen, was es für Unternehmen unabdingbar macht, Kontrollsysteme einzuführen, die eine zielgerichtete und risikoorientierte Implementierung sicherstellen. Die Prüfungsanforderungen werden ebenfalls steigen und die Restriktionen bei Nicht-Einhaltung oder Nicht-Erreichung der vorgegebenen KPI werden zunehmen. Dies erhöht den Druck auf die Firmen, die in Zugzwang geraten. Darum werden wir von PwC Schweiz in diesem Segment vermehrt unterstützend tätig sein. Ein spannendes Tool, welches wir Firmen schon heute zur Verfügung stellen, ist unser «Swiss Sustainability Reporting Advisor», den man auf unserer Website findet. Durch die Beantwortung ausgewählter Fragen erhält man bereits aufschlussreiche Informationen darüber, welche Regularien für den eigenen Betrieb wesentlich sein könnten. Natürlich sind auch wir gespannt, welche neuen Anforderungen der Bund im Juni 2024 beschliesst – und wie sich dies auf die Anforderungen der jeweiligen Schweizer Unternehmen auswirken wird. 

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Ralf Hofstetter

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