Zürich, 16. Juni 2025 – In Schweizer Familienunternehmen hat das Thema Nachfolge hohe Relevanz – nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus menschlicher Sicht. Gleichzeitig zeigt eine aktuelle Studie von PwC Schweiz mit der Nachfolgegeneration: In der Hälfte der Fälle wird mit dem Nachfolgeprozess begonnen, ohne dass vorher eine klare Struktur oder ein übergeordneter Plan festgelegt wurde. 25 % der Befragten wünschen sich einen früheren Start der Übergabe.
«Nachfolgeplanung ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viele Themen gleichzeitig berührt – von der Eigentumsstruktur bis zu persönlichen Rollenbildern», sagt Norbert Kühnis, Partner und Leiter Familienunternehmen & KMU bei PwC Schweiz. «Die Erfahrung zeigt, dass es hilfreich ist, frühzeitig Raum für Austausch zu schaffen und dadurch mehr Klarheit für alle Beteiligten zu ermöglichen.»
Familiäre Übergaben sind emotional geprägt – externe Optionen bleiben selten
Die Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie bringt nicht nur betriebliche, sondern auch emotionale Aspekte mit sich. So berichten 25 % der Befragten von Konflikten im Zusammenhang mit der Eigentumsübertragung, häufig dort, wo klare Regeln oder Gesprächsformate fehlen. Gleichzeitig geben 34 % der Teilnehmenden an, dass eine familienexterne Nachfolge von Beginn an nicht in Betracht gezogen wurde, auch dann nicht, wenn innerhalb der Familie keine offensichtliche Lösung vorhanden war.
«Viele Unternehmen setzen verständlicherweise auf interne Nachfolgelösungen – gleichzeitig lohnt es sich, auch externe Optionen zumindest zu prüfen», so Norbert Kühnis. «Es geht nicht darum, bestehende Modelle zu ersetzen, sondern bewusst alle Möglichkeiten zu kennen, um für das Unternehmen und die Familie eine tragfähige Lösung zu finden».
Rollenbilder und Erwartungen beeinflussen die Nachfolgeerfahrung
Die Studie zeigt zudem, dass individuelle Wahrnehmungen im Nachfolgeprozess stark variieren. Knapp ein Drittel der befragten Frauen (30 %) gibt an, sich im Prozess benachteiligt zu fühlen – etwa bei der Bewertung ihrer Eignung oder der Kommunikation innerhalb der Familie. Gleichzeitig berichten 76 % der Männer von starkem Erwartungsdruck – häufig ausgelöst durch familiäre Vorstellungen, implizite Rollenverteilungen oder das Gefühl, in der Pflicht zu stehen.
«Viele Nachfolgeregelungen funktionieren gut, aber es lohnt sich, bestehende Rollenbilder regelmässig zu reflektieren», betont Norbert Kühnis. «Es ist entscheidend, dass Nachfolgeprozesse offen, nachvollziehbar und auf Augenhöhe gestaltet werden – unabhängig vom Geschlecht oder familiären Hintergrund».
Nachfolge wird positiv erlebt, wenn Vorbereitung und Kommunikation stimmen
Trotz aller Herausforderungen zeigt die Studie auch ermutigende Tendenzen: 80 % der befragten Nachfolger:innen bewerten die Nachfolgelösung insgesamt als fair. Viele sprechen von positiven, sachlichen oder sogar verbindenden Erfahrungen während des Übergabeprozesses. Als zentrale Erfolgsfaktoren nennen die Teilnehmenden eine sorgfältige Vorbereitung, klare Rollenverteilungen und eine offene Kommunikation innerhalb der Familie und im Unternehmen.
«Wenn Struktur, Zeit und Dialog zusammenkommen, entsteht ein tragfähiger Rahmen für eine gelungene Nachfolge – unabhängig von Generation, Geschlecht oder Modell», so Norbert Kühnis. Die Studie macht deutlich: Familienunternehmen bringen vieles mit, was für nachhaltige Nachfolgelösungen notwendig ist – wenn die richtigen Weichen früh genug gestellt werden.
Über die Studie
Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Online-Umfrage, die PwC Schweiz zwischen Dezember 2024 und Januar 2025 durchgeführt hat. Befragt wurden 132 Nachfolger:innen aus Familienunternehmen in der ganzen Schweiz, im Alter zwischen 18 und 47 Jahren. Die Studie kombiniert quantitative Auswertungen mit qualitativen Einschätzungen und legt den Fokus auf Nachfolgestrategien, Konfliktdynamiken, Geschlechterrollen und strukturelle Herausforderungen im Übergabeprozess
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Melanie Loos