„Qualität im Audit ist eine Kunst.“

Claudia Benz
Partner, Geschäftsleitungsmitglied und Quality and Regulatory Leader, PwC Schweiz

Claudia Benz verantwortet den Bereich Qualität und Regulierung bei PwC Schweiz und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Sie stellt sicher, dass den Assurance-Teams die richtigen Spezialist:innen, Prüfansätze und Tools für unabhängige Qualitätsaudits zur Verfügung stehen. Warum dieser Anspruch entscheidend ist, erläutert sie im Gespräch mit Disclose.

Claudia Benz, was verstehen Sie unter Qualität in Assurance? 
In einer engeren Auslegung verstehe ich darunter das Erfüllen von Standardregularien und Reportingpflichten. Ein Qualitätsaudit unterstützt einen Verwaltungsrat dabei, seiner ultimativen Verantwortung als oberstes Führungsgremium nachzukommen. In einer weiter gefassten Betrachtung gehört für mich zur Qualität zudem die Transparenz und Verlässlichkeit der Kommunikation mit den Anspruchsgruppen. Beide Auslegungen definieren Qualität als unverzichtbaren Baustein, mit dem ein Unternehmen Vertrauen aufbauen kann. 

Welchen Stellenwert hat Assurance-Qualität in der Schweiz?  
Qualität sollte in jedem Land wichtig sein. Natürlich gibt es Unterschiede im Reifegrad der Gesetzgebung und Aufsicht. Doch für Unternehmen in der Schweiz hat Qualität eine besondere Bedeutung. Wir sind zwar ein kleines Land, aber ein zentraler Standort für börsenkotierte Unternehmen und multinationale Konzerne. Diese müssen ihre Abschlüsse international vergleichbar machen. Also kommen zusätzlich zum statutarischen Abschluss als Grundlage für die Steuererklärung ein oder mehrere Abschlüsse nach globalen Standards hinzu. Diese Komplexität lässt sich nur bewältigen, wenn man sich an maximaler Qualität orientiert. 

Wie sehen das die Prüfkunden? 
Qualität ist ein dehnbarer Begriff. Die einen begnügen sich mit Compliance, den anderen ist umfassende Qualität wichtig, weil sie darin einen Mehrwert sehen.  

Der da wäre? 
Zum Beispiel kann ein Qualitätsaudit helfen, einen blinden Fleck des Managements auszuleuchten und auf Dinge aufmerksam machen, die nicht erkannt oder ausgeblendet werden. Mit einer attestierten und meist technologiegestützten Prüfung können wir die Kunden zudem in ihren Annahmen bestätigen und ihnen die Sicherheit geben, dass alles nach Plan läuft.  

Und wenn es das einmal nicht tut? 
Ganz gleich, was unsere Arbeit zutage führt: Die Erkenntnisse einer neutralen Drittpartei bereichern die Innensicht der Unternehmensführung. Das sehe ich übrigens als unsere Raison d’être als Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Wir stellen sicher, dass sich die Akteure wie Steuer- oder Aufsichtsbehörden, Unternehmen und Geldgebende gegenseitig vertrauen. Wenn wir Sachverhalte ansprechen, bei denen Reibung entsteht, bringen wir unsere Expertise ein, welche auch Themen wie Prozessoptimierung oder künstliche Intelligenz umfassen kann.  

Gibt es so etwas wie ein Momentum für einen Qualitätsaudit? 
Ja, das gibt es in der Debatte über die Risiken und den Auditansatz. Wenn wir mit dem Verwaltungsrat diskutieren, wo dieser die Risiken des Unternehmens sieht, erfahren wir, wo der Schuh drückt. Aus diesem Austausch geht hervor, ob wir mit unserem Prüfansatz die richtigen Risiken abdecken oder ob es etwas Zusätzliches braucht – und warum. In diesem Dialog erhalten beide Seiten die Gelegenheit zu verstehen, was relevant ist und was ansteht. Das ist für mich der spannendste Moment überhaupt und so eine Art Schlüssel für gegenseitiges Vertrauen. 

Bitte erläutern Sie beispielhaft, warum ein Qualitätsaudit nützlich sein kann. 
Unter einer sogenannten „Short Seller Attack“ versteht man einen Angriff auf börsennotierte Unternehmen mit dem Ziel, den Börsenkurs des Unternehmens zum Absturz zu bringen. Hier werden nicht gefestigte Informationen und Indizien vorgebracht, die falsche Bewertungen bewirken können. Zwar können wir Short Seller Attacks auf unsere Kunden nicht abwenden. Aber wir können den Verantwortlichen mit einem Qualitätsaudit helfen, die Argumente der Angreifenden zu entkräften und sich wirkungsvoll zu wehren. 

Welche Fähigkeiten verlangt diese Arbeit einer Prüferin oder einem Prüfer ab? 
So einige. Die Expert:innen unserer Quality-Assurance-Teams brauchen einerseits ein enormes Fachwissen in der Tiefe; wir sprechen von Subject-Matter-Expertise. Andererseits müssen sie eine professionelle Skepsis mitbringen, mit der sie die Dinge hinterfragen, nachhaken und nicht lockerlassen, bis sie zufriedenstellende Antworten erhalten. Ausserdem sind eine ausgeprägte Empathie und gute Kommunikationsfähigkeiten nötig. Immerhin kommunizieren sie mit hochklassigen Führungspersonen über sensible Themen. Und schliesslich brauchen Sie ein gesundes Talent im Umgang mit neuen Technologien und Tools. 

Was ist Ihnen persönlich wichtig? 
Qualität im Audit ist für mich eine Kunst. Hier geht es darum, jedem Kunden die richtigen Spezialist:innen mit den passenden fachlichen und zwischenmenschlichen Kompetenzen und sämtliche erforderlichen Tools und Technologien zur Seite zu stellen. Denn jedes Prüfmandat hat seine eigene Komplexität. In meiner Funktion als Qualitätsmanagerin möchte ich gewährleisten, dass unsere Assurance-Teams eine Qualität abliefern, die weit über reine Compliance hinausgeht. Ich sehe diese Dienstleistung als fundamental für das reibungsfreie Funktionieren der Wirtschaftsakteure und Finanzmärkte. Deshalb bin stolz darauf, dass wir bei PwC einen derart hohen Qualitätsanspruch verfolgen. 

Danke, Claudia Benz, für das aufschlussreiche Gespräch. 

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