Petra Schwick
Partnerin und Leiterin Nachhaltigkeitsprüfung bei PwC Schweiz
Die regulatorischen Fristen verschieben sich, doch eines bleibt klar: Eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsberichterstattung erfordert Assurance. Angesichts steigender Erwartungen und einer zunehmenden Kontrolle von Umweltangaben spielt die unabhängige Überprüfung eine entscheidende Rolle – sie gewährleistet die Datenqualität, verhindert Greenwashing und verwandelt Versprechen in messbare Ergebnisse, die Vertrauen schaffen und langfristigen Wert generieren.
In einer Welt mit immer komplexeren Vorschriften und steigenden gesellschaftlichen Erwartungen ist Vertrauen in Informationen wichtiger denn je. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau dieses Vertrauens – aber es geht nicht mehr nur um Compliance. Heute geht es darum, langfristigen Wert zu schaffen, die Transformation von Unternehmen zu ermöglichen und Transparenz in einem sich schnell verändernden Umfeld zu fördern.
Jüngste Entwicklungen wie die Omnibus-Vorschläge der EU können bestimmte regulatorische Verpflichtungen verzögern, aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um nachzulassen. Im Gegenteil – jetzt ist es an der Zeit, die Fähigkeiten und Strukturen aufzubauen, die erforderlich sein werden, wenn eine umfassende Berichterstattung verbindlich wird. Unternehmen, die diese Dynamik klug nutzen, werden besser positioniert sein, um Unsicherheiten zu meistern, die Erwartungen der Stakeholder zu erfüllen und der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.
Da Nachhaltigkeitsangaben immer genauer geprüft werden, riskieren Unternehmen Reputations- und rechtliche Konsequenzen, wenn ihre Angaben unvollständig oder unrichtig sind. Dies hat die Aufmerksamkeit von Vorständen und Führungskräften auf sich gezogen, die nun mehr als nur ausgefeilte Berichte erwarten. Sie wollen zuverlässige, unabhängig überprüfte Einblicke in CO2-Emissionen, Abfallreduzierung, Menschenrechtspraktiken und andere wesentliche Themen. Jede Angabe muss belegt sein und jede Zahl muss Substanz haben.
Hier kommt die Nachhaltigkeitsprüfung ins Spiel. Zwar ist sie noch nicht für alle Unternehmen vorgeschrieben, doch viele suchen proaktiv nach einer externen Prüfung, um sicherzustellen, dass ihre Daten einer genauen Prüfung standhalten. Die freiwillige Berichterstattung sollte angesichts der Verzögerungen bei der Regulierung nicht an Schwung verlieren. Tatsächlich sehen wir weiterhin eine starke Nachfrage von Unternehmen, die Nachhaltigkeit als strategische Priorität betrachten – und nicht nur als Berichtspflicht. Sie wollen ihren Stakeholdern zeigen, wo sie auf ihrem Weg stehen, und ihre Entscheidungen anhand solider Kennzahlen treffen.
Traditionell wurden Nachhaltigkeits- oder CSR-Berichte oft als Kommunikations- oder Branding-Instrumente behandelt, die von Marketing- und Nachhaltigkeitsteams verwaltet wurden. Das ändert sich jedoch – langsam, aber grundlegend. Regulatorische Rahmenwerke wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und die Swiss Responsible Business Initiative (RBI) legen die Messlatte höher. Auch wenn einige Bestimmungen verschoben wurden oder noch schrittweise eingeführt werden, ist die Richtung klar: hin zu einer strengeren, standardisierten und rechenschaftspflichtigen Berichterstattung über kritische Nachhaltigkeitsthemen.
Dieser Wandel bietet eine einmalige Chance. Anstatt lediglich Compliance-Verpflichtungen zu erfüllen, wird eine effektive Nachhaltigkeitsberichterstattung zu einem Katalysator für echte Unternehmensveränderungen. Netto-Null-Versprechen müssen beispielsweise durch solide Daten, transparente Methoden und klare Strategien zur Emissionsreduzierung untermauert werden.
Dieser Wandel offenbart auch eine Kluft zwischen Unternehmen, die Nachhaltigkeit lediglich aus Compliance-Gründen umsetzen, und solchen, die sie in ihre Kernstrategie integrieren. Letztere legen den Grundstein für langfristigen Erfolg – denn richtig gelebte Nachhaltigkeit bedeutet Resilienz, Relevanz und verantwortungsbewusstes Wachstum.
“Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um nachzulassen. Die derzeitige Dynamik ist wertvoll, und die nächsten zwei Jahre sollten genutzt werden, um die Berichterstattung zu stärken und strengeren Vorschriften einen Schritt voraus zu sein. Machen Sie keinen Rückzieher – bleiben Sie engagiert und gehen Sie mit Zuversicht voran.”
Petra SchwickPartnerin und Leiterin Sustainability Assurance bei PwC SchweizEin wichtiger Wegbereiter dieser Transformation ist die Finanzfunktion. In der Vergangenheit wurden Nachhaltigkeitsdaten in verschiedenen Abteilungen – Personal, Marketing, Beschaffung – verwaltet, oft ohne die erforderlichen Prozesse oder Kontrollen, um Konsistenz und Qualität sicherzustellen. Sobald Nachhaltigkeitsinformationen jedoch einer Prüfung unterliegen, müssen sie denselben Standards entsprechen wie Finanzdaten.
Aus diesem Grund muss die Finanzfunktion eine zentrale Rolle übernehmen. Finanzteams wissen, wie Leistungsindikatoren definiert, erfasst und validiert werden. Sie bringen Fachwissen in den Bereichen interne Kontrollen, Audit-Trails und Datenqualität mit – allesamt wesentliche Voraussetzungen für eine glaubwürdige Berichterstattung. Ihre Einbindung ist ein Signal dafür, dass Nachhaltigkeit nicht mehr nur eine Randerscheinung ist, sondern geschäftskritisch geworden ist.
Bei PwC verfügen wir über jahrzehntelange Erfahrung in der Finanzprüfung und unterstützen unsere Kunden dabei, diese Disziplin auch auf Nachhaltigkeitskennzahlen anzuwenden. Die Integration von Nachhaltigkeit in das Finanzwesen hilft auch dabei, nichtfinanzielle Kennzahlen mit wichtigen Geschäftsentscheidungen zu verknüpfen.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung wirft komplexe Fragen auf: Wie misst man Scope-3-Emissionen? Was ist der richtige Ansatz für doppelte Wesentlichkeit? Wie kommuniziert man Nachhaltigkeitsbemühungen transparent, ohne Fortschritte zu übertreiben oder Vorwürfe des Greenwashing auf sich zu ziehen? Das sind keine einfachen Herausforderungen – aber sie sind zu bewältigen, insbesondere mit den richtigen Partnern und der richtigen Einstellung.
Wir haben gelernt, dass Mut und Transparenz in der Assurance-Arbeit unerlässlich sind. Das frühzeitige Erkennen und Ansprechen potenzieller Probleme, auch wenn dies schwierig ist, schafft Glaubwürdigkeit. Offenheit wiederum fördert das Vertrauen – sowohl in die Angaben des Kunden als auch in die Integrität des Assurance-Anbieters.
Unsere Kunden schätzen die Integrität, die wir in den Prozess einbringen, sowie unsere Fähigkeit, Funktionen und Regionen miteinander zu vernetzen. In der Schweiz sind wir eng mit unserem europäischen Netzwerk für Nachhaltigkeitsprüfungen verbunden. So können wir unseren lokalen Kunden die gesamte Bandbreite unserer globalen Expertise zur Verfügung stellen und ihnen helfen, Veränderungen souverän zu meistern.
Ich persönlich sehe in unserer Arbeit einen grossen Sinn. Als führender Anbieter von Nachhaltigkeitsprüfungen und als jemand, dem der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen sehr am Herzen liegt, bin ich davon überzeugt, dass jeder Schritt in Richtung mehr Transparenz zählt. Manche mögen sagen: „Was macht es schon für einen Unterschied, wenn die Schweiz handelt, aber andere nicht?“ Ich glaube jedoch, dass jedes Unternehmen, jedes Team und jeder Einzelne eine Rolle zu spielen hat.
Unsere Teams sind von diesem Thema begeistert – und das sollten sie auch sein. Es ist spannend zu sehen, wie unsere Audit- und Assurance-Expert:innen ihre Fähigkeiten in einem neuen Wirkungsbereich einsetzen und dabei klassische Auditqualität mit Nachhaltigkeitskenntnissen verbinden. Wir sind hier, um Unternehmen dabei zu helfen, auf Kurs zu bleiben – nicht nur, weil es die Vorschriften verlangen, sondern weil die Zukunft es verlangt. Lassen Sie uns diese Dynamik beibehalten.
Petra Schwick
Partner, Leader Sustainability Assurance, PwC Switzerland