Rückblick auf das erste Female Leaders in Health & Pharma Netzwerktreffen

Interview mit Gastreferentin Patricia Kellerhals

Zu unserer Auftaktveranstaltung unseres Netzwerks «Female Leaders in Health & Pharma» vom 29. September 2022 begrüssten wir Patricia Kellerhals, Verwaltungsratspräsidentin der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern und Präsidentin der Interessengemeinschaft für die medizinische Grundversorgung IGMG. Frau Kellerhals referierte zum Thema «Silos in der Gesundheitsbranche aufbrechen – keine Forderung, sondern eine Notwendigkeit». Anschliessend fand eine lebhafte Frage- und Diskussionsrunde statt. Die wichtigsten Aussagen, Positionen und Tipps von Patricia Kellerhals lesen Sie im folgenden Kurzinterview.

Patricia Kellerhals
PwC: Frau Kellerhals, wie sollte die Branche den Fachkräftemangel adressieren?

Patricia Kellerhals: Der Fachkräftemangel hat mehrere Ursachen. Also gibt es auch mehrere Lösungsansätze mit unterschiedlich schnellem Effekt. Meines Erachtens ist es wichtig, dass wir die Prozesse weiter optimieren, Aufgaben und Kompetenzen neu verteilen und jedes Potenzial ausschöpfen. Dieser Hebel ist wirksam, da er schnell und in vielen Bereichen greift. 

Welche Rolle spielen die Arbeitszeitmodelle?

Eine wesentliche. Wir müssen in der Schweiz grundsätzlich unsere Arbeitsmodelle überdenken. Die Wochenarbeitszeit ist im Vergleich zum Ausland hoch, die Anzahl der Ferienwochen tief. Neue Modelle gewinnen an Bedeutung. Deshalb sollten wir prüfen, ob Anpassungen bei den Arbeitsmodellen allenfalls die krankheitsbedingten Ausfälle senken. Und ob wir damit die Arbeitsstellen auch für unterschiedliche Lebensphasen wieder attraktiver machen könnten.

Wie sieht es mit der Stellschraube Lohn aus?

Wo Präsenz notwendig ist – zum Beispiel in der Pflege –, müssen wir neue Entschädigungsmodelle diskutieren. Leider lassen die Tarifstrukturen einen solchen Dialog kaum zu. Daher ist die Anpassung der Löhne zwar eine schnelle, aber keine nachhaltige Lösung, solange die Diskussion um die Kosten nicht geführt wird.

Was meinen Sie zum Thema Aus- und Weiterbildung?

Gesamtschweizerisch gilt: Wir müssen die Ausbildungswege attraktiver gestalten, Weiterbildungen fördern, ent-akademisieren und modularer aufbauen. Nur so können wir die Berufsbilder am Puls der Zeit halten und den Nachwuchs aus den eigenen Reihen rekrutieren, anstatt ihn aus dem Ausland zu rekrutieren.

Trust in Transformation

Female Leaders in Health & Pharma 

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«Gesamtschweizerisch gilt: Wir müssen die Ausbildungswege attraktiver gestalten, Weiterbildungen fördern, ent-akademisieren und modularer aufbauen.»

Sie sind studierte Ärztin, haben lange in der Pharmabranche gearbeitet und amtieren als Verwaltungsratspräsidentin einer universitären psychiatrischen Klinik. Was waren Ihre Gründe, das Spitalumfeld zu verlassen, und welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Wechsel gemacht?

Ich war als Assistenzärztin tätig und habe 1999 vom Spital in die Pharmabranche gewechselt. Das war vor dem Bleistiftstreik und Ärzt:innen unterstanden damals keinem Arbeitsgesetz. Arbeitszeiten von 50 Stunden und mehr waren normal und 80 Stunden üblich. Die Spitalabläufe orientierten sich in der Regel am Chefarzt.

Ich habe in die Pharmabranche gewechselt, weil mich die Wissenschaft, die Möglichkeit einer betriebswirtschaftlichen Weiterbildung, spannende Arbeitsinhalte, weniger Routinearbeiten und geregelte Arbeitszeiten interessierten. Ich erkannte, dass ich deutlich mehr Einfluss auf meine Arbeitsinhalte und die Zusammenarbeit im Team nehmen konnte als in der fremdbestimmten Umgebung des Spitalbetriebes.

Welche weiteren Unterschiede stellten Sie fest?

Der offensichtliche war die Arbeitszeit. Ausserdem erlebte ich in der Wirtschaft eher flachere Hierarchien, klare (internationale) Karrierepfade – unabhängig von Nationalität und Geschlecht –, ein schon damals geäusserter Fokus auf Patient:innen und Patientenpfade, klare Prozesse und Weisungen sowie die Bereitschaft, effizienter zu werden und die Prozesse zu optimieren.

Welche Karrieretipps würden Sie Ihrem jüngeren Ich heute mit auf den Weg geben?

Für mich war es damals richtig, dass ich mich früh aufs Weiterkommen in der Karriere konzentriert habe und die Verantwortung für ein Team übernehmen konnte. Die Familienplanung hatte ich bewusst auf später verschoben. Rückblickend würde ich allenfalls früher darauf achten, die Regeln und Dynamiken eines Betriebes zu verstehen, toxische Umgebungen zu erkennen und zu verlassen.

Was bedeuten Ihnen Vorbilder und was halten Sie von Mentoring?

Ich hatte in jedem Arbeitsumfeld Vorbilder. Im Spital waren es Chefärzt:innen und Oberärzt:innen, die mich durch ihr Wissen oder ihre Integrität überzeugten. Ein Mentoring habe ich nie genutzt. Doch habe ich mich immer wieder coachen lassen, meistens themenorientiert: für meine nächsten Karriereschritte, im Umgang mit schwierigen Situationen bis hin zur Auftrittskompetenz. Mentoring und Weiterbildung kann ich nur empfehlen. Auch wenn man es oft selbst finanzieren muss.

Danke, Frau Kellerhals, für das aufschlussreiche Gespräch.

#social#

Patricia Kellerhals

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