Die aktuelle PwC-Studie zeigt: für die Mehrheit der CFOs hat die Digitalisierung der Finanzfunktionen eine hohe Bedeutung. Dennoch steht die Digitalisierung des Finanzbereichs in vielen Unternehmen oft noch am Anfang. Grosskonzerne mit einem Umsatz von mehr als zehn Milliarden Schweizer Franken tun sich dagegen leichter mit dem Thema, da sie oftmals sowohl über das Budget als auch das passende Personal verfügen.
„Klassische Finanzfunktionen werden immer stärker automatisiert. Die Digitalisierung bietet den CFOs aber die Chance, mit KI-gestützten Prognosen die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens voranzutreiben.“
In vielen Unternehmen besteht noch enormes Potenzial in der Digitalisierung der Finanzfunktion. Und für die CFOs stellt die Transformation ihres Bereichs eine grosse Chance dar. So können etwa KI-gestützte Forecast-Modelle und vorausschauende Datenanalysen im Finanzbereich dazu beitragen, die strategische Rolle von CFOs unternehmensintern zu stärken.
Die Digitalisierung der Finanzfunktion steckt in vielen Unternehmen noch in den Anfängen. Dabei bietet sie grosse Chancen: für eine höhere Wertschöpfung und eine stärkere strategische Rolle der CFOs. Zwar geben in der globalen PwC-Studie 73 Prozent der befragten CFOs an, dass die digitale Transformation des Finanzbereichs für sie selbst hohe Priorität hat. Allerdings gestaltet sich die Umsetzung der Digitalstrategie im Arbeitsalltag der meisten Unternehmen schwierig. Eine Ausnahme sind Grosskonzerne, wo die Digitalisierung der Finanzfunktion in der Regel weiter fortgeschritten ist.
„Die klassische Arbeit von Finanzabteilungen – etwa das Überwachen von Finanzkennzahlen, Zahlungen und anderen Risiken – beruht zu einem grossen Teil auf klaren Regeln, die sich einfach standardisieren und kosteneffizient digitalisieren lassen. Hier besteht in vielen Finanzabteilungen noch Potenzial“, erklärt Maurice O. Nipper, Leader Finance Transformation bei PwC Schweiz.
Zwar ist die Automatisierung einfacher Arbeiten im Finanzwesen auf dem Vormarsch. Das bedeutet jedoch nicht automatisch einen Relevanzverlust für die Finanzfunktion. Denn durch moderne Tools, auf Basis von Künstlicher Intelligenz und Prozessautomatisierung, entstehen neue Möglichkeiten. Diese werden allerdings noch nicht in dem Masse genutzt, wie es die Strategiepapiere der CFOs eigentlich festlegen.
Ein Grund für die noch zögerliche Digitalisierung: aus Sicht der Finanzleiter fehlt es sowohl den Mitarbeitenden als auch dem Management an digitalem Know-how und Kompetenzen. Auch die Personalsuche nach Mitarbeitenden mit IT-Fachwissen ist schwierig. Am Geld hingegen scheitern die Digitalisierungspläne nicht. Knapp die Hälfte der Befragten (44 Prozent) rechnet mit einem Anstieg des Budgets für Digitalisierungsprojekte zwischen zehn und 25 Prozent. Nun geht es für viele Leiter:innen der Finanzfunktion darum, das Geld in eine strategische Neuausrichtung zu investieren.
Die Strategie lautet: den Finanzbereich vom reinen Zahlenverwalter und rückwärtsgewandten Betrachter zum vorausschauenden Partner der Geschäftsführung umgestalten. So wird die Finanzfunktion zum Enabler für das Geschäft der Zukunft.
Die Studie bestätigt: die vornehmlichen Ziele digitaler Finance-Projekte lauten, Kosten zu reduzieren und durch datenbasierte Analysen die Entscheidungsfindung zu verbessern. Allerdings zeigt sich, dass die CFOs mehr Wert auf die Verbesserung der Entscheidungsfindung als auf die Kostenreduzierung legen. Zumal sie mit Digitalisierungsprojekten zur analytischen Entscheidungsfindung im Durchschnitt erfolgreicher waren.
Die Finanzteams und die jeweiligen Unternehmen profitieren also davon, wenn die Mitarbeitenden durch die Automatisierung klassischer Kontrollaufgaben entlastet werden. Die freien Kapazitäten können die Finanzteams für Forecasting- und Planungsprojekte, sowie datenbasierten Prognosen für die Unternehmensentwicklung nutzen. Laut Studie geht nahezu die Hälfte der teilnehmenden CFOs (45 Prozent) davon aus, dass die Anzahl der Mitarbeitenden in ihren jeweiligen Unternehmen in den nächsten fünf Jahren mehr oder weniger unverändert bleiben wird.
Die Prozessautomatisierung mithilfe von Chatbots und anderer KI-Tools liegt für viele Finanzabteilungen noch in weiter Ferne. Viele kleine, mittlere und grosse Unternehmen beschränken sich noch auf „Digital Management Reporting“ bzw. „Dashboarding“. Die Software-Algorithmen sind in der Lage, grosse Datenmengen auszuwerten und nutzerspezifische und kontextabhängige Erkenntnisse in Echtzeit aufzubereiten.
Am stärksten haben CFOs in IT-Firmen die Digitalisierung ihres Bereichs vorangetrieben: sie arbeiten bereits vermehrt mit Chatbots und Planungstools auf der Basis von KI. Versorgungs- und Bauunternehmen berichten dagegen von einem relativ geringen Grad der Digitalisierung ihres Finanzbereichs.
Die Digitalisierung steht bei 73 Prozent der befragten CFOs ganz oben auf der Agenda. Jedoch hapert es an der Umsetzung von digitalen Finance-Projekten sowie oftmals an der tatsächlichen Operationalisierung der unternehmensweiten Digitalisierungsstrategie. Wichtigster Treiber für die Digitalisierung ist in vielen Unternehmen der CIO/CTO, dahinter folgen der CFO und der CEO.
Digitalisierungsprojekte in Finanzfunktionen haben in der Regel zwei Ziele: Kostensenkung und Verbesserung der Entscheidungsfindung. Beide Ziele halten die in der Studie befragten CFOs für wichtig, legen allerdings selbst einen grösseren Schwerpunkt auf die Verbesserung der Entscheidungsfindung.
Die Finanzfunktionen der Unternehmen wurden in den letzten Jahren nur moderat digitalisiert, aber in den meisten Fällen besteht Potenzial für eine tiefere Digitalisierung. Bisher setzen nur wenige Firmen umfangreiche Technologien in ihren Finanzfunktionen ein. Prozessautomatisierung und Künstliche Intelligenz kommen nur selten zum Einsatz. Ausnahme: zwei Drittel der Firmen nutzen bereits das Dashboarding im Management-Reporting.
Wichtigstes Hindernis bei der Digitalisierung der Finanzfunktion ist das fehlende Know-how sowohl im Management als auch bei den Mitarbeitenden. Als zweitgrösstes Hindernis nennen die Finanzleiter Zurückhaltung und Widerstand der Mitarbeitenden aufgrund der Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren oder im Unternehmen an Relevanz zu verlieren. An finanziellen oder technischen Ressourcen mangelt es dagegen nicht.
Zwei Digitalisierungs-Szenarien sind möglich: CFOs und ihre Finanzfunktionen könnten durch Digitalisierung weitestgehend automatisiert werden, wenn ihr Fokus auch in den kommenden Jahren primär auf administrativen und regulativen Prozessen liegt. Alternativ können CFOs und Finanzfunktionen an Bedeutung gewinnen, wenn sie neue analytische Fähigkeiten entwickeln, um ihren CEO bei der Entwicklung und Umsetzung erfolgreicher Geschäftsstrategien zu unterstützen.
„Mit Hilfe von Predictive Analytics und Forecasting-Fähigkeiten können CFOs ihren Einflussbereich stärken und die Finanzabteilung als strategische Stütze für den CEO etablieren.“
Für die aktuelle Studie befragte PwC in Zusammenarbeit mit der WHU-Otto Beisheim School of Management 522 CFOs von Unternehmen in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika. Bei den meisten Fragen gaben die CFOs ihre Antworten auf Likert-Skalen von eins bis sieben, wobei eins beispielsweise „stimme überhaupt nicht zu“ und eins „stimme voll und ganz zu“ bedeutete.
Die Spanne umfasst kleine und mittelständische Unternehmen sowie Grossunternehmen und Konzerne aus den Branchen der industriellen Produktion, Bauwesen und Versorgung, Informationstechnologie, Handel, Transportwesen und Dienstleistungen. Bei einem Drittel der befragten Firmen handelt es sich um börsennotierte Unternehmen, der Rest sind privat geführte Firmen. 261 der befragten Firmen haben ihren Sitz in der DACH-Region.
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