Unsere Spitalstudie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2020» ist live. In dieser Jubiläumsausgabe thematisieren wir die finanziellen, strategischen und operativen Spuren, die COVID-19 bei den Leistungserbringern hinterlassen hat. Ausserdem bietet die Studie spannende Interviews mit den Branchenpersönlichkeiten Philomena Colatrella, Lukas Engelberger und Dr. Simon Hölzer mit wertvollen Impulsen.
Umsatzeinbrüche und umfassender Gesamtschaden
Schweizer Spitäler und Kliniken erlitten 2020 einen pandemiebedingten Gesamtschaden (vor Kantonsbeiträgen) von 1.3 Mrd. CHF bis 1.5 Mrd. CHF. Dafür gab es vielseitige Ursachen: das Verbot von elektiven Eingriffen im Frühjahr 2020, verringerte Aktivitäten durch Social Distancing, Schutzmassnahmen, eine allgemeine Zurückhaltung bei elektiven Spitalaufenthalten und zusätzliche Mittel für Personal und Anschaffungen.
Schweizer Akutspitäler verzeichneten 2020 im Median einen Umsatzrückgang von minus 0.4%. In den letzten vier Jahren lag das Wachstum im Durchschnitt bei plus 2.8% und legte die Basis für die Ressourcenplanung 2020. Besonders stark ausgeprägt war der Rückgang im stationären Bereich mit Umsatzeinbussen gegenüber dem Vorjahr von minus 4.2%. Im ambulanten Bereich fiel der Rückgang mit minus 0.5% deutlich weniger stark aus. In den Psychiatrien lagen die Umsätze nur leicht unter dem Vorjahresniveau.
Markanter Profitabilitätseinbruch
Die EBITDAR-Marge der Akutspitäler fiel gegenüber 7.0% im Vorjahr auf 5.3%. Damit lag sie deutlich unterhalb des von PwC definierten nachhaltigen Mindestwerts von 10% und auf dem tiefsten Stand der letzten fünf Jahre. Die Ziel-EBITDAR-Marge und die Ziel-EBITDA-Marge stellen – sofern die Immobilien im Besitz der Gesundheitseinrichtung sind – einen Richtwert für ein durchschnittliches Spital dar und müssen für jedes Spital und bei jedem Neubauprojekt individuell hergeleitet werden. Rund 88% der analysierten Einrichtungen wiesen für 2020 eine tiefere EBITDAR-Marge aus als für 2019.
COVID-19 hat deutlich gemacht, wie zentral finanzielle Zielwerte und eine ausreichende Ertragskraft sind. Nur damit können die Einrichtungen in normalen Jahren Reserven für Krisenjahre aufbauen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den EBITDA-, EBIT- und Reingewinnmargen 2020. Die Median-Reingewinnmarge sank um 2.3% und lag mit minus 1.4% deutlich im negativen Bereich. Nur 28% der untersuchten Akutspitäler wiesen für 2020 ein positives Jahresergebnis aus; für 2019 waren es noch 60%. Die Führungsgremien der Spitäler führen die Entwicklungen mehrheitlich auf die pandemiebedingten Vorhalteleistungen zurück. Die Margeneinbussen liessen sich nur teilweise durch die bereits ausbezahlten oder zugesagten COVID-Entschädigungen der Kantone abfedern.
Digitalisierung hat sich beschleunigt
Die Pandemie hat die Digitalisierung des Schweizer Gesundheitswesens beschleunigt. Trotzdem sind die Akteure noch nicht da, wo sie sein könnten. Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz, spricht mit PwC über digitale Errungenschaften im Gesundheitswesen und über die Notwendigkeit einer gezielten digitalen Weiterentwicklung, zum Beispiel beim Thema elektronisches Patientendossier.
Aktuell befinden wir uns im Szenario Pandemie. Zukünftig sollten jedoch verschiedene Szenarien umfassend betrachtet werden und insgesamt ist mehr Flexibilität in der langfristigen Gesundheitsversorgung angebracht.
Tarifsysteme mit Zukunft
Gemeinsam mit Dr. med. Simon Hölzer, CEO der SwissDRG AG, denken wir in der aktuellen Publikation über die Zukunft der Schweizer Tarifsysteme für Leistungserbringer nach. Seit einem knappen Jahrzehnt rechnen die Leistungserbringer im stationären Bereich über Fallpauschalen nach «Diagnosis Related Groups» (DRG) ab. Simon Hölzer spricht über die Vor- und Nachteile und über die nächste Generation des DRG-Systems.
Die neue Tarifstruktur ST Reha 1.0 für Rehabilitationseinrichtungen steht kurz vor der Einführung. Wir nehmen unsere Studie zum Anlass, die wichtigsten Eckpunkte zu erklären und die vielschichtigen Auswirkungen der Tarifanpassungen aufzuzeigen. Mit dem neuen Tarif steigt der Kodieraufwand und der Konsolidierungstrend dürfte ebenfalls anziehen. Im Weiteren halten wir eine Stärkung des Übergangsbereichs zu ambulanten Angeboten für denkbar und rechnen mittelfristig mit höheren Kosten.
Das DRG-System hat sich bewährt, ebenso die Ansätze von TARPSY. Tendenziell sollte im ambulanten Bereich von der Vergütungsseite her mehr pauschaliert werden.
Zusatzversicherungsmarkt in Bewegung
Bei den Zusatzversicherungen stehen die Leistungserbringer vor grossen Herausforderungen. Sie müssen zeitnah Mehrleistungskonzepte erarbeiten, um innovative Leistungen zu schaffen und diese verständlich zu beschreiben. Mit Philomena Colatrella, Vorsitzende der Konzernleitung der CSS-Versicherungen, sprechen wir über das Potenzial von flexiblen und dynamischen Versicherungsprodukten, die sich verstärkt an der Behandlungsqualität orientieren.
Wir müssen das Leistungsangebot von Zusatzversicherungen viel dynamischer gestalten.
Nach der Krise ist vor der Krise
Noch nie mussten die Spitäler so flexibel denken und so agil handeln. Die Folgen der Pandemie verdeutlichen die Wichtigkeit finanzieller Zielwerte und einer ausreichenden Ertragskraft in normalen Jahren, um schwierige Zeiten zu meistern. Themen wie der Fachkräftemangel bleiben dominant. Neue Anforderungen an Versorgungsstrukturen, Behandlungsqualität und Digitalisierungsgrad drängen zur weiteren Transformation.
Mit der vorliegenden Studie möchten wir gemeinsam mit Branchenvertretenden und Ihnen darüber diskutieren, was das Gesundheitssystem aus der Krise lernen kann. Unser Team ist gerne für Sie da.
Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2020
Die Spitallandschaft im Spannungsfeld von Pandemie und Zukunft. Erfahren Sie mehr in der Jubiläumsausgabe: