EBITDAR-Marge steigt auf 4,5 Prozent, getrieben durch mehr Leistungen, moderate Tariferhöhungen und Kostenvorteile
Produktivität wächst nur unterdurchschnittlich um 0,3 Prozent – innovative Ansätze gefragt
Eigner unterstützen Spitäler mit Rekordbeitrag von über 1 Milliarde Franken
Psychiatrie mit deutlicher Wachstumsabkühlung und sinkenden Margen.
Zürich, 25. August 2025 – Die Schweizer Spitäler haben 2024 ihre EBITDAR-Marge, das heisst den Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Mieten, um knapp einen Prozentpunkt auf 4,5 Prozent gesteigert. Das zeigt die neueste Analyse von PwC Schweiz in der 14. Ausgabe der Studie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2024». Das Plus hat vor allem drei Ursachen: mehr behandelte Patient:innen, leicht höhere Tarife und gutes Kostenmanagement.
Der Haupttreiber für die bessere Marge waren die höheren Leistungsmengen. Im stationären Bereich stiegen sie um 2,4 Prozent, im ambulanten um rund 5 Prozent. Parallel dazu wurden um 1,2 Prozent höhere Tarife im stationären Bereich verrechnet. Zwar sind die Basispreise der Allgemeinversicherung OKP um 2,2 Prozent gestiegen, allerdings reduzieren rückläufige Erträge aus Zusatzversicherungen und weitere Effekte die Tarifsteigerungen. Das Ergebnis: ein Umsatzplus von 3,6 Prozent stationär und 5,2 Prozent ambulant.
«Die Spitäler verbessern ihre Marge momentan vor allem über mehr Behandlungen», sagt Patrick Schwendener, Leiter Deals Healthcare bei PwC Schweiz. «Für eine nachhaltige Entlastung braucht es jedoch mehr Produktivität und nicht nur Mengenwachstum.»
Tarife bleiben hinter Kosten zurück
Die Tarife sind trotz der jüngsten Preissteigerungen seit 2020 real rund 5% gesunken, da die kumulierte Teuerung höher war. Für die Spitäler bedeutet dies, dass steigende Personal-, Energie- und Materialkosten nicht vollständig gedeckt werden.
Um ihre Spitäler finanziell zu stabilisieren, haben viele Eigner Eigen- und Fremdkapital in Höhe von über einer Milliarde Franken bereitgestellt. «Kantonsgelder und Beiträge von anderen Eignern stabilisieren zwar die Bilanzen», sagt Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz, «aber sie ersetzen nicht die prozessualen und strukturellen Anpassungen, die Spitäler langfristig brauchen.»
Innovation als Schlüssel für mehr Produktivität
Die Produktivität, also die Fähigkeit, mit denselben Ressourcen mehr zu leisten oder dieselbe Leistung mit weniger Aufwand zu erbringen, ist im letzten Jahr lediglich um 0,3 Prozent gestiegen. Damit liegt sie klar unter dem langjährigen Durchschnitt.
Die Schweiz zählt zwar zu den führenden Ländern, wenn es um medizinische Innovation geht, doch bei der Innovation in Prozessen und neuen Geschäftsmodellen hapert es. Abläufe wie digitale Terminplanung, effiziente Aufnahme und Entlassung oder standardisierte Behandlungswege sind vielerorts noch nicht etabliert. Zudem verhindern fehlende Investitionen in IT, Infrastruktur und Prozessmodernisierung Effizienzgewinne. «Produktivität ist der Hebel, an dem Spitäler jetzt ansetzen müssen», sagt Philip Sommer. «Ohne Innovation, moderne Prozesse und digitale Lösungen ist dies nicht zu schaffen.»
Psychiatrie unter Druck
Im Bereich Psychiatrie – dazu zählen stationäre Kliniken sowie ambulante Leistungen wie Tageskliniken und Sprechstunden – hat sich die Wachstumsdynamik 2024 spürbar verlangsamt. Stationär wuchsen die Erträge nur noch halb so stark wie im Schnitt der Jahre 2021 bis 2023. Im ambulanten Bereich lag das Wachstum sogar rund 60 Prozent tiefer. «In der Psychiatrie ist der finanzielle Druck besonders gross», erklärt Patrick Schwendener. «Weniger Wachstum bei gleichbleibenden Fixkosten bringt die Margen unter Druck – und macht Investitionen in neue Versorgungsmodelle unverzichtbar.»
Über die Studie
Die Studie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2024» analysiert wie bereits in den Vorjahren die operativen und finanziellen Schlüsselkennzahlen und quantitativen Marktentwicklungen des Schweizer Gesundheitswesens. Dazu wurden die publizierten Jahresrechnungen 2007 bis 2024 von 44 Akutspitälern unterschiedlicher Grösse aus fast allen Kantonen analysiert. Zusätzlich wurden 12 Psychiatrien aus dem öffentlichen Sektor untersucht, und zahlreiche Interviews und Hintergrundgespräche durchgeführt. Die Studie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Repräsentativität für das gesamte Schweizer Gesundheitswesen.
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Melanie Loos