Hochinflationsländer am 31. Dezember 2020

David Baur Partner and Leader Corporate Reporting Services, PwC Switzerland Jan 11, 2021

IAS 29.4 verlangt von einem Unternehmen, den Standard vom Beginn der Berichtsperiode an anzuwenden, in der das Unternehmen erkennt, dass seine funktionale Währung (oder im Konzernabschluss die funktionale Währung eines Tochterunternehmens) hochinflationär ist.

Die vorliegende Publikation stellt die Länder vor, die zum 31. Dezember 2020 hochinflationär sind als auch Länder, die zwar zu diesem Stichtag noch keine Hochinflationsländer sind, aber deren Entwicklung 2021 beobachtet werden sollte. Die quantitativen Daten, auf die Bezug genommen wird, beruhen auf den Daten des Internationalen Währungsfonds aus Oktober 2020 (World Economic Outlook database - Oktober 2020).


Überblick

Hochinflationsländer im Jahr 2020 und Länder, die 2021 unter entsprechender Beobachtung stehen sollten:

IAS 29 ist 2020 von Unternehmen mit der funktionalen Währung eines der folgenden Länder anzuwenden:

Argentinien wurde 2018 als Hochinflationsland eingestuft. Gemäss Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF-Daten) wird die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 31. Dezember 2020 voraussichtlich deutlich über 100 % liegen und auch in den kommenden Jahren signifikant über dieser Schwelle bleiben. Argentinien ist daher 2020 weiterhin ein Hochinflationsland, sodass Unternehmen mit der Währung Argentiniens als funktionaler Währung IAS 29 weiterhin anzuwenden haben.

Ende 2018/Anfang 2019 begann die Inflation im Iran zu steigen. Nach einem leichten Rückgang bzw. einer Stabilisierung bis Ende 2019, stieg die Inflation im Laufe des Jahres 2020 stark an. Folglich wird die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate Ende Dezember 2020 über 100 % liegen - der IWF hat seine Inflationsprognose im Oktober veröffentlicht, in der die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate bei 113% lag. Die lokalen Prognosen stimmen mit den Inflationsdaten des IWF überein, und es ist unwahrscheinlich, dass die Inflation in naher Zukunft deutlich unter 100 % fallen wird.

Die qualitativen Indikatoren zeigen zwar ein uneinheitliches Bild; unter Berücksichtigung der jüngsten Entwicklungen - einschliesslich der Abwertung der Währung und eines Finanzierungsdefizits infolge des Drucks auf die Ölpreise - sprechen diese aber nicht dagegen, dass Iran für Rechnungslegungszwecke als hochinflationär gilt. Für Unternehmen mit der Währung des Irans als funktionaler Währung ist IAS 29 für Perioden, die im Dezember 2020 enden, weiter anzuwenden; und zwar so, als wäre das Land schon immer hochinflationär gewesen.

Die Inflation im Libanon betrug bis Ende 2019 weniger als 10 % pro Jahr. Seit Anfang 2020 ist die Inflation deutlich gestiegen und die Daten des IWF und der lokalen Behörden zeigen, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate zum 31. Dezember 2020 deutlich über 100 % liegen wird. Auch künftig wird davon ausgegangen, dass die Inflationsrate steigt.

Qualitative Indikatoren (die sich u. a. auf die sich verschlechternde Wirtschaftslage und die Währungskontrollen beziehen) bestätigen die Einschätzung, dass der Libanon nun für Rechnungslegungszwecke als hochinflationär gilt. Unternehmen mit der Währung des Libanon als funktionaler Währung müssen daher IAS 29 für Berichtsperioden, die im Dezember 2020 enden, anwenden.

Die Daten des IWF zeigen, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 31. Dezember 2020 voraussichtlich über 100 % liegen wird, wobei ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2019 zu verzeichnen ist. Diese Tendenz wird sich voraussichtlich auch 2021 fortsetzen. Der Südsudan ist auch im Jahr 2020 hochinflationär i. S. d. IAS 29, weshalb für Unternehmen, die die Währung des Südsudan als funktionale Währung haben, IAS 29 2020 weiterhin anzuwenden ist. Die Inflation im Südsudan sollte aber in 2021 beobachtet werden, um zu entscheiden, ob dies auch künftig der Fall sein wird.

Der Sudan wurde 2013 zum Hochinflationsland. 2016 wurde die Hochinflation beendet, weil die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am Ende dieses Jahres unter 100% fiel und für die Zukunft ebenfalls Werte unter 100% prognostiziert wurden. 2018 wurde der Sudan wieder als hochinflationär eingestuft. Die Daten des IWF zeigen, dass die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 31. Dezember 2020 voraussichtlich deutlich über 100 % liegen und auch künftig deutlich über dieser Schwelle bleiben wird. Der Sudan ist somit auch 2020 Hochinflationsland, sodass für Unternehmen, die die Währung des Sudan als funktionale Währung haben, IAS 29 auch 2020 anzuwenden ist.

In Venezuela herrscht seit 2009 Hochinflation. Laut den Daten des IWF wird die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate am 31. Dezember 2020 voraussichtlich deutlich über 100 % liegen und auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Venezuela bleibt somit 2020 Hochinflationsland; Für Unternehmen mit der Währung Venezuelas als funktionale Währung ist IAS 29 in 2020 weiterhin anzuwenden.

Nach einer Phase schwerer Hochinflation vor mehr als 10 Jahren gab die Regierung von Simbabwe den Simbabwe-Dollar auf, und andere Währungen wie der US-Dollar und der südafrikanische Rand wurden als gesetzliches Zahlungsmittel verwendet. Im Oktober 2018 wurde die simbabwische Währung wieder eingeführt. Die Inflation ist seit der Rückkehr zur nationalen Währung deutlich gestiegen und die kumulierte Inflation liegt seit Oktober 2018 bei über 100 %. Die Inflation lag auch im Jahr 2020 deutlich über dem Schwellenwert von 100 %. Für Unternehmen mit der Währung Simbabwes als funktionale Währung ist IAS 29 2020 weiterhin anzuwenden.

Zu beobachtende Länder

In Angola wurde die Hochinflation 2019 beendet, weil die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate Ende 2019 unter 100 % lag und für die Zukunft ebenfalls Werte unter 100% prognostiziert wurden. Für Unternehmen mit der Währung Angolas als funktionaler Währung ist IAS 29 2020 deshalb nicht anzuwenden. Da die Inflation weiterhin hoch ist (die Prognosen der kumulativen 3-Jahres-Inflationsrate des IWF liegen bei etwa 70 %), sollte die Entwicklung 2021 aber beobachtet werden.

Die Daten des IWF zeigen, dass die dreijährige kumulative Inflationsrate 2020 unter 100 % liegt, aber weiterhin hoch ist (ca. 70 %), und dass sie 2021 voraussichtlich ansteigen wird (auf ca. 82 %). Für Unternehmen mit der Währung Haitis als funktionaler Währung ist IAS 29 im Jahr 2020 nicht anzuwenden, die Inflation 2021 sollte aber beobachtet werden.

Nach den Daten des IWF liegt die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate im Dezember 2020 bei über 100% (125%) und es wird erwartet, dass die Inflation im Jahr 2021 weiter steigt. Lokale Daten der Zentralbank von Surinam gehen jedoch für Oktober 2020 von einer tatsächlichen kumulativen dreijährigen Inflationsrate von etwa 65 % aus. Daher erscheint es - ungeachtet der prognostizierten IWF-Daten für Dezember 2020 - unwahrscheinlich, dass die tatsächliche kumulative 3-Jahres-Inflationsrate im Dezember 2020 über 100 % liegen wird. Deshalb sollten Unternehmen mit der Währung Surinams als funktionaler Währung die tatsächlichen lokalen Daten verwenden. IAS 29 ist somit für 2020 nicht anzuwenden, die Inflation sollte jedoch in 2021 beobachtet werden.

Andere potenziell hochinflationäre Länder

Es sind keine konsistenten und zuverlässigen Inflationsdaten für Syrien verfügbar.

Nichtsdestotrotz bleiben die Handelssanktionen der Europäischen Union und der Vereinten Nationen in Kraft und die verfügbaren Informationen, einschliesslich einiger lokaler Daten, deuten darauf hin, dass Syrien 2020 Hochinflationsland sein könnte.
Unternehmen, die die Währung Syriens als funktionale Währung haben, sollten die für 2020 verfügbaren Informationen berücksichtigen, um zu prüfen, ob IAS 29 anwendbar ist.

Nach den Daten des IWF liegt die kumulative 3-Jahres-Inflationsrate 2020 bei etwa 100 %. Andere Informationen, einschliesslich lokaler Daten, deuten darauf hin, dass diese über 100 % liegen könnte und auch qualitative Indikatoren könnten dafür sprechen, dass das Land als hochinflationär einzustufen ist. Unternehmen mit der Währung des Jemen als funktionaler Währung sollten die für 2020 verfügbaren Informationen berücksichtigen, um zu bestimmen, ob IAS 29 anwendbar ist.

Anwendungszeitpunkt

IAS 29 ist - für Berichtsperioden, die im Dezember 2020 enden - anzuwenden für Unternehmen mit der funktionalen Währung von Argentinien, Iran, Libanon, Südsudan, Sudan, Venezuela und Simbabwe (oder für Konzerne mit Tochtergesellschaften, deren funktionale Währung die Währung dieser Länder ist). Die Anwendung hat so zu erfolgen, als ob das Land schon immer hochinflationär gewesen wäre.


 

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