Ein Quantensprung in der medizinischen Kodierung

Der Wettbewerb und die zunehmende Regulierung im Spitalmarkt drängen jeden Mitbewerber dazu, eine effiziente Versorgung bereitzustellen und alle Prozesse zu hinterfragen und zu optimieren.

In diesem Kontext drängt sich das Stichwort Digitalisierung auf. Das Klinikinformationssystem und die damit verbundene elektronische Dokumentation war der erste Schritt. Die Automatisierung von sich tagtäglich wiederholenden Prozessen via Robotic-Verfahren ist der aktuelle Trend und viele Spitäler haben die möglichen Ressourceneinsparungen und Qualitätssteigerungen diesbezüglich schon erkannt und beginnen diese zu nutzen.

Und jetzt steht die Automatisierung der Kodierung vor der Tür!

Was wäre, wenn

  • Kodiervorschläge anhand der Analyse digital lesbarer KIS-Dokumente automatisch generiert würden,
  • diese Kodiervorschläge mit einem Klick bestätigt, abgelehnt oder manuell überarbeitet werden könnten,
  • diese Kodiervorschläge mit Hinweisen auf fehlende Informationen und mögliche Präzisierungen versehen wären,
  • über diese Diagnosevalidierung eine wachsende Benchmarkdatenbank zur Verfügung stünde,
  • die kodierten Diagnosen und Prozeduren mit dem jeweiligen dokumentierten Text verknüpft wären?

Wir behaupten, dass dann die Qualität der Kodierung stiege, die Dokumentationsqualität zu Recht in den Fokus geriete, weniger Krankenkassenrückweisungen stattfänden und der Arbeitsmarkt in der Kodierung sich stabilisieren würde.

Im DRG-Umfeld verlassen sich bereits heute medizinische Kodierer auf eine teilweise computergestützte Kodierung, um einen Kodiervorschlag zu erstellen. Der Kernprozess der Rechnungsstellung wird aber durch den Bedarf einer detektivischen Tätigkeit in den Hintergrund gedrängt. 80 Prozent des Zeiteinsatzes in der Kodierung fallen für das Recherchieren in der kompletten medizinischen Dokumentation an. Künstliche Intelligenz (KI) bietet verschiedene Möglichkeiten. Texterkennung in Kombination mit Methoden wie z.B. Semantik und/oder Thesaurus sowie die Integration der Regelweke ICD, CHOP und Kodierhandbuch sind Bestandteile für die Automatisierung der Tätigkeit. Dadurch wird der Prozessschritt wie die Kodierung im Bereich der Recherche fast vollumfänglich entlastet.

Das Aufgabenportfolio der medizinischen Kodierer wird sich dadurch ändern. Sie oder er wird nicht mehr den Kodiervorschlag entwickeln, sondern einen durch KI entwickelten Kodiervorschlag überprüfen. Hierbei kann das Kodierpersonal seine Kernkompetenzen einsetzen und die korrekte Umsetzung der Kodierregeln hinterfragen und prüfen.

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden die medizinischen Kodierer nicht ersetzen, sondern unterstützen und befähigen, rascher und effizienter zu kodieren und dabei eine höhere Qualität zu erreichen. Damit werden die medizinischen Kodierer nicht mehr täglich Stunden damit verbringen müssen, einfache Akten zu kodieren; sie werden sich auf anspruchsvollere Aufgaben konzentrieren können, welche Maschinen nicht zu lösen vermögen.

Eine solche Software übernimmt das detektivische durchforsten der medizinischen Dokumentation im klinischen Kontext. Genau wie bei der jetzigen Kodierung ist die Ergebnisqualität nur so gut wie die Dokumentationsqualität. Hier kann der Kodierer aber seine frei gewordenen Ressourcen durch Rückfragen an die Ärzte einsetzen.

Durch den automatisierten Bezug zwischen Diagnose bzw. Prozedur und der Dokumentation können Rückweisungen einfacher und zielführender beantwortet werden.

Die automatische medizinische Kodierung und die daraus resultierende Genauigkeit würde weniger Rückweisungen der Krankenversicherungen und damit effizientere und stabilere Erträge ermöglichen.

Kodierer sind in der heutigen Zeit auf dem Arbeitsmarkt weiterhin sehr gefragt, da ein Unterangebot besteht. Es stehen mehr Kodierstellen zur Verfügung als ausgebildete Kodierer oder gar Kodierer mit eidgenössischem Fachausweis. Die pro Kodierer erzielten Abrechnungsfälle pro Arbeitstag belaufen sich auf 15 bis 50 Fälle. Durch den Wechsel von dem Kodier- hin zum Überprüfungsprozess erwarten wir eine Zahl der täglich bearbeiteten Fälle von 50 und mehr.

Ja, wir behaupten, dass KI in der medizinischen Kodierung einen Quantensprung mit Blick auf Kodierungsqualität und -aufwand, Ertragsadäquanz, Ausbildung des Kodierers und ein fristgerechtes Audit bedeutet.

Wenn Sie dies auch denken, empfehlen wir Ihnen, die Tür aufzustossen und mit uns in die Diskussion einzusteigen!

 

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Tobias Pfinninger

Tobias Pfinninger

Senior Manager Medizincontrolling, PwC Switzerland

Tel.: +41 58 792 2376