{{item.title}}
{{item.text}}
{{item.title}}
{{item.text}}
Hannes Schmid ist Künstler, Unternehmer, Visionär – und 75 Jahre alt. Mit Smiling Gecko kämpft er gegen das Elend in Kambodscha und hat ein Musterbeispiel für nachhaltiges und menschenwürdiges Leben geschaffen. Warum er dieses Projekt zu seinem Meisterwerk und Transformation zu seiner Lebensphilosophie erklärt, erläutert er im Gespräch mit PwC.
2012 war ich für ein Kunstprojekt in Thailand und fand ein kambodschanisches Mädchen, das sein Vater mit einem Schweissbrenner verunstaltet und als Bettelpuppe an ein Bettelsyndikat verkauft hatte. Ich war schockiert, kaufte das Mädchen und brachte es zurück nach Phnom Penh. Dort stellte ich fest, dass jedes Jahr Hunderte von Kindern mit Säure übergossen und an Bettelsyndikate verkauft werden. Viele dieser Kinder fand ich auf der Müllhalde. Also begann ich zu helfen. Zuerst wie ein traditionelles Hilfswerk: Ich beschaffte Reis, Milchpulver und Wasser. Irgendwann wurde mir klar, dass diese Hilfe nichts brachte und sich auch nichts veränderte.
Als Nächstes kaufte ich 280 dieser Kinder frei, stattete sie mit Uniformen und Rucksäcken aus und fuhr sie in die Schule. Dort wollten sie die Kinder nicht unterrichten, weil sie wie Müllsäcke stanken. Also kaufte ich eine Wäscherei, damit die Kinder saubere Uniformen trugen. Das Unterfangen erwies sich als aussichtslos; die Lehrer selber konnten kaum lesen und schreiben.
Da ich bereits auf die 70 zusteuerte, kam ein wirtschaftlicher Gedanke hinzu: Ich wollte etwas schaffen, womit sich die Menschen irgendwann selber unterstützen konnten. Diese bettelarmen Bauersleute haben keine Zukunft in der Stadt. Ich musste sie zurück aufs Land bringen und ihnen eine Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Nun begann ich, Schweine, Hühner und Fische zu züchten und Gemüse anzubauen. Schon bald steckte ich den ersten Rückschlag ein. Die Schweine konnten nicht mehr gehen, die Hühner legten keine Eier, die Fische schwammen auf dem Rücken, das Gemüse verkümmerte. Ein befreundeter Arzt riet mir, eine lokale NGO zu gründen, die die Regierung nicht schröpfen kann, wie sie es bei den Hilfsorganisationen und vermögenden Privatpersonen tut. Schliesslich gründete ich Ende Mai 2013 Smiling Gecko.
Wir kauften neun Hektar Land, ohne die leiseste Ahnung von Landwirtschaft. Nach drei Monaten scheiterten unsere Versuche kläglich. Ich schrieb alle landwirtschaftlichen Institutionen in der Schweiz an und stellte mich beim landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum LBBZ in Cham vor. Der Zuständige schüttelte nur den Kopf, als er meine Geschichte hörte. Diplomatisch meinte er: «Herr Schmid, Sie sind ein hervorragender Künstler. Aber für einen guten Landwirt fehlt noch einiges. » Einen Monat später standen zwei Agronomen des LBBZ bei uns in Kambodscha.
Wenn ich etwas angehe, gehe ich gezielt vor. Meine Vorhaben sollen Hand und Fuss haben. Darum hole ich Kompetenz für alles ins Haus, was wir nicht selber können. Unsere Partner unterstützen unsere Projekte finanziell, mit Know-how oder indem sie Planungs-, Gestaltungs-, Ausbildungs-, Koordinations- und Kontrollaufgaben übernehmen. Kooperationen gehören zu unserem Kreislauf- oder Clustergedanken.
So kamen im Lauf der Zeit die ETH, die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die Veterinärfakultät, die Holzfachhochschule Biel, die Hotelfachschule Luzern, die Uni Karlsruhe und andere renommierte Institutionen hinzu. Sie halfen uns, neue Kompostierverfahren einzuführen, die Böden richtig zu bearbeiten, die Genetik unserer Sauen zu optimieren, die Hühnerhaltung zu verbessern. Wir bauten Baggerseen, sammelten Regenwasser und professionalisierten die Fischzucht. Für meine Schule mit 780 Kindern und fünf Lehrern schickte mir ein ETH-Professor 34 Studenten, die diverse Projekte ausarbeiteten. Aktuell gilt unsere Schule als Musterbeispiel dafür, wie man in den Tropen natürlich klimatisierte Räume bauen kann. Ausserdem haben wir stets Studenten von Unis und Hochschulen, die bei uns ihre Bachelor- und Masterarbeiten schreiben. So erhalten wir laufend aktuelle Daten und neues Wissen und können uns nachhaltig optimieren.
Wir fühlen uns den Zielen der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verpflichtet und wollen als gutes Beispiel vorangehen. Darum verfolgen wir ein ganzheitliches Modell und arbeiten zu 100 Prozent ökologisch. Auf unseren mittlerweile 150 Hektar betreiben wir landesweit die grösste biologische Farm. Wir verfügen über eine enorme Diversität von Arten, zum Beispiel bei den Insekten. Mit unserem ganzheitlichen Clusterprojekt wollen wir die Lebensumstände der Gesellschaft nachhaltig verbessern, menschenwürdige Arbeit und nachhaltige Bildung bieten. Durch unsere ökonomische Ausrichtung tragen die Clusterprojekte sich selbst und die Ausbildung der Kinder.
Potenzielle Investoren wollten zuerst Erfolge sehen. Also musste ich selber Geld verdienen. So startete ich ein kleines Hotel. Heute bewirten wir in unserem Farmhouse über 100 Gäste pro Tag. Die werden von der jungen und talentierten Mariya Un Noun bekocht. Bevor Mariya für uns arbeitete, konnte sie weder lesen noch schreiben. Aber sie hat einen aussergewöhnlichen Geschmackssinn und wird von Starkoch Andreas Caminada und seiner Uccelin-Stiftung unterstützt.
Weil die Schweiz ein Erfolgsmodell ist. 70 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in KMU tätig. In diesen findet die stärkste Innovation statt. Schweizer Grundfesten wie das Gesundheitswesen, die Sozialversicherungen oder die Firmenstrukturen sind weltweit einmalig. Es gibt kaum ein Land, das seine Wirtschaft so stark unterstützt wie die Schweiz. In allen Bereichen arbeiten auf der ganzen Welt Topleute aus der Schweiz. Fundament dafür ist unsere breit abgestützte Bildung.
Bildung ist die Grundlage dafür, dass sich eine Gesellschaft weiterentwickeln kann. In Kambodscha haben die Roten Khmer zwei Generationen von Menschen, die lesen und schreiben konnten, umgebracht. Diese Lücke macht sich noch heute bemerkbar. 80 Prozent der Kambodschaner sind Analphabeten. Sie können keine Vorbilder für ihre Kinder und damit für die Entwicklung der Gesellschaft sein. Ausserdem gibt es in Kambodscha keine Tradition, wonach man einen Beruf lernt, diesen ausübt und beim Arbeitgeber bleibt. Dort bekommt man nach zwei Wochen ein
Diplom und zieht weiter. So entsteht eine dauerhafte Rotation, bei der sich kaum etwas weiterentwickelt. Die Finanzindustrie hat flächendeckend Mikrokredite verteilt. Der Grossteil der Armen steckt in der Schuldenfalle. Wenn sie ihre Schulden nicht zurückzahlen, nehmen ihnen die Kreditgeber das Land weg und wandeln es in Bauland um. Damit gehen riesige Flächen an Reisland verloren. Wir von Smiling Gecko helfen, die Schulden der Bauern zu reduzieren und das Ackerland zu sichern.
Transformation ist ein natürlicher Prozess. Der Samen befruchtet das Ei, daraus wächst ein Mensch heran, der wird älter und stirbt irgendwann. In dieser Entwicklung summieren sich Erfahrungen auf. Kontinuierliches Lernen treibt die Transformation voran. Ein Kind fürchtet sich nicht vor dem Umfallen. Wir Erwachsenen schon, weil wir die Erfahrung eines Sturzes bereits gemacht haben. Transformation geschieht in logischen Abfolgen; das eine ergibt sich aus dem anderen.
Ja, ich bin sozusagen die Personifizierung der Transformation. Ich formatiere mich selber immer wieder neu. Das erfordert Mut, neu anzufangen. Man darf nicht davor zurückschrecken, sich immer wieder zu hinterfragen, gezielt Expertise einzuholen, um gemeinsam noch mehr zu erreichen. Transformation erfordert eine gesunde Kombination von Offenheit und Wachsamkeit. Das ist eine Kunst, die ich vor einigen Jahren gemeinsam mit PwC in der Kampagne «Art of Transformation» repräsentiert habe. Wenn ein Unternehmen wichtige Fragen stellt – zum Beispiel wie man die Dynamik der Schwellenländer nutzt, die Regulierung als Chance verwertet, zu neuen Formen der Zusammenarbeit anregt oder von der digitalen Revolution profitiert –, kann es auch in Zukunft erfolgreich sein.
Auch Weltkonzerne brauchen Kreativität und Innovationsgeist. Teams dürfen keine Angst haben, Fragen zu stellen. Man kann nicht alles wissen. Deshalb muss man sich austauschen, von Älteren lernen, Fehler machen und dazu stehen dürfen.
Wir haben uns von der Non-Profit-Organisation zum Social Enterprise entwickelt, mit 250 Angestellten und einer Aufbauorganisation wie ein Grossunternehmen. Nun steht die Transformation zu mehreren selbsttragenden Einzelunternehmen an. Das heisst, wir werden das Projekt in mehrere Firmen aufsplitten, die dann von den lokalen Mitarbeitenden übernommen und geführt werden. Heute müssen wir das noch begleiten, weil die Führungskräfte schlecht ausgebildet sind. Aber wenn die Dreijährigen von heute in 15 Jahren ans Ruder kommen, wird sich das ändern. Und wenn deren Kinder die Unternehmen in weiteren 30 Jahren weiterführen, dann haben wir unsere Vision verwirklicht. Dann schreiben wir ungefähr das Jahr 2050.
Der erfindet sich gerade wieder einmal neu. Ich plane nämlich ein Kultur- und Musikhaus mit einem eigenen Tonstudio. Dazu habe ich Partner wie Marc Forster und Seven ins Boot geholt. Im Frühjahr 2021 werde ich auch Norodom Sihamoni, den König von Kambodscha und ehemaligen Balletttänzer, als Pate gewinnen. Die Kulturförderung gibt kein Geld für Schweine, wohl aber für Musik. Für mich ist Smiling Gecko ein künstlerisches, kreatives, innovatives Gesamtwerk. Hier vereine ich Kreativität mit Unternehmertum und Fachwissen. In diesem Sinn ist Smiling Gecko mein Lebenswerk als Künstler.
Hannes Schmid, herzlichen Dank für das Gespräch.
Trust in Transformation. Vertrauen Sie auf einen Partner, der Corporate Responsibility immer wieder ein Stück weiter denkt.
Registrieren Sie sich, um Benachrichtigungen über neue Stories zu erhalten.